Gaming PC für 150,- € - Ist das möglich? 1

Gaming PC für 150,- € – Ist das möglich?

Vor einiger Zeit durchstreifte ich YouTube nach interessanten Videos und stieß dabei auf ein paar interessante Beiträge zu alter Hardware und ihrer Leistungsfähigkeit in einem sehr günstigen Gaming PC. Das sah ich als interessante Herausforderung und startete selbst ein solches Projekt.

Vorüberlegung

Was war die Zielsetzung dieses Bastelprojekts? Ich wollte einen Gaming-PC zusammenstellen, und zwar so günstig wie möglich. Das man hierbei natürlich Kompromisse eingehen muss, sollte jedem klar sein. Das Gaming System soll nach Möglichkeit eine Auflösung von 1080p ermöglichen, je nach Monitor wäre aber auch eine geringere Auflösung denkbar. Die Vorgabe war ursprünglich ca. 100,- €, diese Budgetplanung konnte ich allerdings nicht halten und musste auf etwa 150,- € aufstocken.

Diese Vorgaben einzuhalten ist aber tatsächlich relativ schwer zu schaffen. Man muss auf ein paar Komponenten zurückgreifen können, die vielleicht schon seit einiger Zeit im Schrank liegen und eigentlich schon ausgemustert wurden. Gerade im Bereich Monitor, RAM oder SSD / HDD kann man hier wertvolles Budget sparen. Auch so essenzielle Sachen wie Maus und Tastatur sollten sich schon im Besitz befinden und nicht extra beschafft werden müssen. In meinem Fall war noch eine ungenutzte 60 GB SSD vorhanden sowie Maus, Tastatur und ein 22“ Monitor mit 1680×1050 px Auflösung.

Teile

Grundsätzlich ist zu sagen, man muss etwas Geduld mitbringen und Willens sein, die einschlägigen Plattformen wie Ebay (Kleinanzeigen) oder verschiedene Hardware und Gaming Foren regelmäßig nach Schnäppchen und passenden Komponenten zu durchsuchen. Zur Not funktioniert aber auch der Kauf über Amazon.

CPU

Gaming CPU

AMD Phenom II X 945

Man sollte sich im Vorfeld auf jeden Fall Gedanken zu den verbauten Teilen machen, sodass diese auch mehr oder weniger zueinanderpassen. Eine nach wie vor brauchbare Plattform für kleines Geld bietet hier AMD mit dem Phenom System. Im Detail habe ich mich für einen Phenom II X4 945 entschieden, aber auch ein Phenom II X4 955 wäre eine gute Wahl. Mit dieser 4 Kern CPU lässt sich noch ganz gut zocken. Im besten Fall kauft man hier im Bundle, also Mainboard, CPU und wenn möglich RAM in einem. So lässt sich auf jeden Fall viel Geld sparen. Man kann hier auf jeden Fall den mitgelieferten Lüfter verwenden.

Mainboard

Mainboard

Gigabyte Mainboard

Der Sockel AM3 bietet eine große Auswahl an Herstellern und Mainboardmodellen. Man kann sich hier relativ frei entscheiden, maßgeblich wird die Wahl aber durch eventuelle Bundleangebote bestimmt. Ich habe nicht explizit nach einem bestimmten Board gesucht, hier kommt jetzt ein Gigabyte GA-870A-UD3 zum Einsatz. Wie auf dem Foto zu erkennen ist, bietet das Board auch schon USB3 Anschlüsse. Ich konnte die Kombination für 20,- € erstehen, da der Verkäufer angab, es komme sporadisch zu Abstürzen. Im Endeffekt besteht bei so was aber immer das Risiko, Elektroschrott zu kaufen.

Lüfter

Was ich nicht beachtet hatte war, dass bei diesem Angebot kein CPU-Lüfter angeboten wurde. Ich hab mich dann für ein sehr günstiges Angebot auf Amazon entschieden, was mit weiteren 7,- € zu Buche schlug.

GPU

GPU

Der wohl spannendste Teil bei der Auswahl und Beschaffung der Komponenten ist die Grafikkarte. Der Markt war zum Zeitpunkt des Projektes immer noch deutlich überteuert, da aufgrund des Mining-Booms sehr viele Grafikkarten in entsprechenden Miningrigs verbaut waren.

Wirklich interessant ist aber die Tatsache, dass auch ältere Grafikkarten immer noch genügend Leistung für Gaming bieten. Beliebte aktuelle Titel werden  zumindest mit vermindertem Details ausreichend schnell dargestellt. Dies mag zum Teil an der gleichzeitigen Entwicklung bzw. Konvertierung von Konsolentiteln für den PC-Markt liegen. Zum anderen wurde bei der Entwicklung neuere Grafikkarten mehr Priorität auf Energieeffizienz und Temperaturentwicklung gelegt (vgl. hier „Probleme“). Meine Wahl fiel auf eine Geforce GTX 760 mit 2 GB RAM. Ich konnte die Karte für 50,- € über Ebay Kleinanzeigen erstehen. Diese Karte kann sich immer noch gegen aktuelle Modelle behaupten, Leistungsmäßig ist ein Upgrade erst ab einer Geforce GTX 1060 wirklich erkennbar. 

RAM

Gaming RAM

Kingston Hyper X

Die Beschaffung von RAM ist die wohl nervenzehrendste Aufgabe bei der Akquise der Komponenten. Die Preise waren meiner Meinung nach unverschämt hoch, die Angebote eher spärlich. Ich hatte unglaubliches Glück, dass ein Freund mir hier ein unschlagbares Angebot gemacht hat. So konnte ich auf 8 GB DDR3 RAM von Kingston zu einem unschlagbaren Preis zurückgreifen, was das Budget mehr als deutlich entspannt hat.

Gehäuse

Beim Gehäuse habe ich keinerlei Wert auf Optik oder Qualität gelegt. Ich konnte bei Ebaykleinanzeigen einen (neuen) Bürotower inklusive Netzteil für 10,- € zzgl. Versand erstehen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass sich Büronetzteile nicht für den Anschluss einer dedizierten Grafikkarte eignen. Entsprechende PCI-Stromleitungen sind hier gar nicht vorgesehen. So blieb mir nichts anders übrig, als ein entsprechendes Netzteil (nochmals) separat zu beschaffen. Hier würde ich auch nicht raten, allzu sparsam zu sein. Man spart schnell am falschen Ende. Meine Wahl fiel auf ein BeQuiet Netzteil mit passenden PCI-Steckern im Preisbereich um die 40,- €. Dies führte letztendlich auch zur Anhebung des Grundbudgets.

Probleme

Grundsätzlich muss ich sagen, einen Gaming-PC „from scratch“ für 150,- € oder weniger zusammenzustellen, ist nahezu unmöglich. Sollte man nicht relativ viel Glück haben und ein außergewöhnliches Schnäppchen mit einem Bundel aus Mainboard, CPU und Grafikkarte machen, stößt man sehr schnell an finanzielle Grenzen. Viele Videos im Internet setzen auch oft solche Sachen wie Netzteil oder Festplatte und Zubehör als gegeben voraus. Auch werden Versandkosten nie in die Rechnung mit einbezogen.

Wie im obigen Text bereits erwähnt, kann die Marktsituation bei RAM und Grafikkarten schnell zur Überschreitung des geplanten Budgets führen. Mittlerweile hat sich der Gebrauchtmarkt aber glücklicherweise wieder entspannt. Der Miningboom ist am Abflauen, es sind immer mehr gebrauchte Grafikkarten verfügbar und somit purzeln auch die Preise. Auch die RAM Preise sind wieder deutlich angemessener als vor noch etwa einem halben Jahr. 

Zeit ist ein entscheidender Faktor. Wer von heute auf morgen alle Komponenten beschaffen möchte, wird mit Sicherheit deutlich mehr zahlen als jemand, der sich keinen Zeitdruck auferlegt und kontinuierlich den Markt auf passende Angebote prüfen kann.

Nicht zu vernachlässigen ist auch der deutlich höhere Stromverbrauch alter Komponenten. Dies schlägt sich in höheren Temperaturen und z.B. der Dimension des Netzteils nieder. Dieses sollte man, wie bereits erwähnt, nicht zu billig wählen.

Man muss sich auch bewusst sein, dass eine ältere Infrastruktur nicht immer die Möglichkeiten und Anschlüsse aktueller Hardware bieten kann. Eventuelle muss man mit einer geringen Zahl von schnellen USB-Anschlüssen oder fehlenden SATA Anschlüssen rechnen. 

Gaming Leistung

Aber welche Leistung bietet das System jetzt?

Im CPU Benchmark Cinebench erreicht der Prozessor 299 Punkte, kein wirklich überragender Wert aber auch kein Totalausfall. In mehr oder weniger aktueller i3 6100 erreicht einen etwas höheren Wert bei weniger Kernen.

Für „3D Mark: Skydiver“ hatte ich einen Benchmark erstellt, diesen kann ich aber leider nicht mehr vorlegen.

In „World of Warcraft“ bietet das System sehr gute Leistung im SinglePlayer und in der OpenWorld, Probleme treten aber im Multiplayer bzw. Raidsetting auf. Hier limitiert die CPU, gerade im Bereich LfR mit mehreren Spielern kämpft man mehr gegen niedrige Framezahlen als gegen die Monster der Spielwelt.

Der bekannte und beliebte Battle Royal Shooter „Player Unknow´s Battle Ground“ (PUBG) ist nach etwas Optimierung in den Einstellungen mit 40 – 60 Frames per Second gut spielbar. Wer hier aber auf Höchstleistungen aus ist, ist mit einem aktuelleren System besser bedient. Der Shooter ist leider auch nicht besonders gut auf seine Leistung hin optimiert. 

In Esport-Titeln wie Overwatch, League of Legends oder CS:GO hat das System generell keine Probleme mit flüssiger Darstellung. Diese Titel sind von ihrer Art her aber bereits sehr genügsam in Bezug auf Hardware. 

Ausblick 

In einem solchen System bietet sich das Thema Übertaktung natürlich immer an, um noch mehr aus der vorhandenen Hardware herauszuholen. Dies bedarf aber meist auch der Optimierung der Kühlung und nicht jeder Prozessor ist gleich gut für Übertaktung geeignet. Der übertaktungsfreudige Enthusiast sollte sich auch entsprechend mit den Einstellungen im BIOS auskennen und sich bestenfalls im Vorfeld ausreichend über das Übertaktungspotential des Systems informieren. 

Wenn das System steht, kann man auch überlegen, Mainboard und CPU eventuell gegen ein X58 System mit einer sechskernigen CPU aus der Reihe Xeon X56xx auszutauschen. Dies ist aber meistens nicht unter 100,- € zu bewerkstelligen, bietet aber durchaus noch eine gut erkennbare Leistungssteigerung. Die CPU ist meist recht günstig zu im Bereich um die 30,- € zu erwerben, passende Mainboards findet man  aber selten unterhalb von 100,- bis 300,- €. 

 

Mir hat die Erstellung des Gaming-Systems sehr viel Spaß gemacht. Gerade die Limitierung auf ein möglichst geringstes Budget hat mir gut gefallen. Habt Ihr auch schon Erfahrung mit älterer Hardware im Gaming Bereich? Oder würdet ihr grundsätzlich nur auf aktuelle Systeme und Technik setzen?
Über Eure Meinung in den Kommentaren würde ich mich sehr freuen

3 Kommentare
  1. Saskia sagte:

    Danke für den sehr interessanten Artikel. Ich habe echt nicht gedacht, dass man für den Preis schon einen PC bauen kann, auf dem aktuell beliebte Spiele laufen. Ich hätte auch gerne einen Gaming PC, da ich als Computer „nur“ ein MacBook Pro habe, und Macs sind ja bekanntlich nicht für Gaming optimiert. Ich wäre aber viel zu ungeschickt, mir einen Computer selber „zusammen zu basteln“, auch wenn ich das im Rahmen meiner Software-Entwickler Ausbildung ein mal machen musste. Freue mich schon auf deine nächsten Blogposts.

    Antworten
    • fastjack sagte:

      Freut mich sehr zu hören, dass Dir der Artikel gefallen hat! Meine ersten PC Erlebnisse liegen mittlerweile ja schon einige Jahre zurück, damals war DOS 6.22 noch das herrschende Betriebssystem. Vor einigen Jahren bin ich ja auch in den Bereich Apple und Mac gewechselt, mir fehlte aber irgendwie der Bastelaspekt. Deswegen laufen hier jetzt wieder ein paar Windowskisten. Unter anderem eben wegen dem Gamingaspekt.

      Man braucht tatsächlich gar nicht so viel (handwerkliches) Geschick, das kann man sich leicht in ein paar kurzen YT-Videos aneignen. Es wurde mit den Jahren tatsächlich eher einfacher als komplizierter, sich einen eigenen PC zusammen zu bauen. Was allerdings nach wie vor sehr (!) hilfreich ist, ist das Wissen über die einzelnen Komponenten und ihre Kompatibilität zu einander. Hier bin ich allerdings auch immer auf Recherchen, Tipps und Vergleiche im Internet angewiesen, viel zu groß ist die auf dem Markt vorhandene Auswahl. Aber auch hier gilt, einfach mal anfangen, dann kommt man schon rein. Artikel wie dieser und diverse YT-Videos sind da ein guter Einstieg, also nicht verzweifeln.

      Die nächsten Bastelprojekte sind schon in Arbeit…

      Antworten

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